Die Milchverwertungsgenossenschaft Aettenschwil wurde am 6. Februar 1906 gegründet. Erster Präsident war Xaver Küng vom Bühl, dem nur zwei Jahre später Leonz Küng ab dem Bühl folgte. Ein Jahr später merkte man, dass Leonz Küng gar nicht Mitglied der MVG war und daher auch nicht gewählt werden konnte! So übernahm dann der bisherige Aktuar Wilhelm Brunner das Präsidentenamt. Ihm folgten sechs weitere Präsidenten. Heute wird die MVG durch Willi Villiger geleitet.Die ersten Jahre scheinen recht turbulent gewesen zu sein. So trat an der GV im November 1918 der gesamte Vorstand wegen interner Reibereien zurück. Nach einer hitzigen Debatte wurdendrei Neue gewählt, die sich aber weigerten, die Wahl anzunehmen. An einer ausserordentlichen GV wurde dann an Silvester der alte Vorstand mit Glanz und Gloria wieder eingesetzt. auch gestreikt wurde einmal in der MVG. Im Protokoll der GV von 1933 heisst es wörtlich: " Der Protokollführer streikt". Mit absolut nicht stichhaltigen Bemerkungen wirft er das Protokoll auf den Tisch mit den Worten: "Verläsit's sälber".Wie ein roter Faden zieht sich das eigentliche Geschäft der "Milchverkauf" durch alle Protokolle. Naturgemäss war dies ein Hauptproblem der Genossenschaft. Sicher war nach den jeweiligen Verhandlungen manch kühler Trunk notwendig, um die erhitzen Gemüter wieder auf Normaltemperatur zu bringen. Zuerst wurde die Milch in die Milchsiederei Cham geliefert. 1922 wurde der Vertrag von Cham aus wegen der allgemeinen wirtschaftlichen Krise gekündigt. Für ein Jahr war Alexander Marti aus Oehningen der Milchkäufer, bevor 1923 mit der Firma Gebr. Burger aus Gisikon ein Vertrag abgeschlossen wurde, der über 50 Jahre Bestand haben sollte. Einige Milchpreise aus den Krisenjahren: 1926 Fr. 23.70/100kg, 1932 Fr. 16.50, 1938 Fr. 19.35.Heute holt der Milchverwerter Emmi jeden zweiten Tag die Milch der Genossenschafter. Von diesen sind noch 8 Milchproduzenten mit einer Menge von ca. 800'000 kg/Jahr.1913 wurde das Käsereigebäude erstellt. Immer wieder wurden weitere Anschaffungen getätigt, z.B. 1923 eine Kühlanlage, 1931 eine Dampfanlage, 1939 eine weitere Kühlanlage, 1956 ein Vorwärmer, ein Viehtransportwagen und eine Weisselspritze, 1962 eine Zentrifuge, eine Oelfeuerung und ein Bindemäher.
Am 31. März 1990 stellte die Nachfolgefirma der Gebr. Burger, Franz Honegger aus Gisikon, das Geschäft ein. Das war auch das Ende der Emmentaler- / Kaseinproduktion, wie sie ursprünglich bestanden hatte. Da die Vorschriften für die Produktion von Rahmprodukten so streng waren, dass sich eine Herstellung in der Grössenordnung von Aettenschwil nicht lohnte, hielt man nach Alternativen Ausschau.
Es begann nun das grosse Räumen. Volle drei Jahre waren die Räume der Käserei stillgelegt, bis sich auf ein Inserat die Firma von Jürg Zahn als Interessent für eine Miete meldete. Eine Umnutzung stand an. Die Käsefabrikations- und Kellerräume wurden zu Büros ausgebaut und durch die Firma ZMS Medienbeobachtung genutzt. Bald wurde aber der Platz zu kanpp und man entschied sich, das erste Obergeschoss und den Estrich ebenfalls auszubauen. Dieser zweite Ausbau erfolgte 1997.
Mit dem Verkauf der Firma ZMS entschloss sich deren Käufer ARGUS, den Standort Aettenschwil zu schliessen. Die Genossenschafter haben daraufhin die zwei Obergeschosse in zwei 3 1/2 Zimmerwohnungen umgebaut.
Zum 100-Jahr-Jubiläum verfassten Gottfried Rüttimann-Bucher und Urs Rüttimann-Hug eine
Chronik.